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17 Fragen an… Ludmila Carone von „Hinterm Mond gleich links“

23. Juni 2008 Einsortiert in 17 Fragen an..., Cafegespräche

Die wissenschaftliche Blogszene wird von ganz unterschiedlichen Akteuren bevölkert. Es gibt Wissenschaftsblogger, die sich ausschließlich zum Kernbereich ihrer wissenschaftlichen Expertise äußern und andere, für die kaum ein Thema zwischen Himmel und Erde nicht Anlaß für einen Kommentar ist. Es gibt die Lautsprecher und die Bedächtigen…

Und es gibt Ludmila Carone! Die Planetologin, die an der Uni Köln in der Abteilung Planetenforschung des Rheinischen Instituts für Umweltforschung tätig ist, ist eines der streitbarsten Mitglieder der Wissenschaftsblog-Gemeinde. Sie argumentiert scharf und immer wieder dürfen wir flammende Plädoyers für die Wissenschaft bei ihr lesen.

Sie ist ein Aushängeschild für die wissenschaftliche Blogszene. Aktiv, engagiert und diskussionsfreudig. Kein Wunder, daß ihr Blog viele Fans hat.

Allerhöchste Zeit, daß ich ich die 17 Fragen diesmal an sie richte…

Ludmila CaroneLudmila Carone
Planetologin, Universität Köln

Hinterm Mond gleich links

Bloggt seit: Juni 2007
Frequenz: ca. 3 Posts/Woche

1. Worüber hast Du zuletzt gebloggt?

Den Beitrag: „Wissenschaftsphilosophie als Strohmann„. Darüber, dass falsch verstandene Wissenschaftsphilosophie verwendet wird, um Wissens- und Wissenschaftsfeindichkeit zu rechtfertigen und zu tarnen.

2. Wie erklärst Du beim Party-Small-Talk, womit Du dich wissenschaftlich beschäftigst?

Früher habe ich mich als Physikerin vorgestellt. Dabei musste ich aber feststellen, dass sich die allerwenigsten Leute darunter etwas vorstellen können.

Das Weltall und die Planeten scheinen viele Menschen auch aus ganz unterschiedlichen Bildungsschichten zu faszinieren.

Inzwischen sage ich, dass ich von Beruf Wissenschaftlerin bin und mich mit Planeten und dabei insbesondere mit extrasolaren Planeten beschäftige.

Der Rest ergibt sich dann fast von selbst. Gerade das Weltall und die Planeten scheinen viele Menschen auch aus ganz unterschiedlichen Bildungsschichten zu faszinieren.
Insofern ist mein Forschungsthema ein sehr dankbares für den gepflegten Small-Talk ;-)

3. Schon einmal daran gedacht, die Wissenschaft an den Nagel zu hängen?

Ich hab nicht nur daran gedacht. Ich hab’s getan. Nach meiner Diplomarbeit hab ich Erfahrungen in Wissenschafts-PR und Wissenschaftsjournalismus gesammelt und eine Zeit lang als freie Autorin gearbeitet.
Aber irgendwann fehlte mir die Wissenschaft doch so sehr, dass ich beschloss noch mal zu promovieren.

4. Und womit ließe sich stattdessen die Zeit vertreiben?

Wissenschafts-PR würde mich schon reizen. Oder wissenschaftliche Lobby-Arbeit. Aber wie man sieht: Ich würde mich ungern völlig von der Wissenschaft abwenden.

5. Das nervigste Detail am akademischen Betrieb?

Dass manchmal ewig und drei Tage um den heißen Brei geredet oder ein Thema auch mal zu Tode diskutiert wird. Dann die ärgerliche Tatsache, dass man als Wissenschaftler in Europa sehr viel Zeit mit Tätigkeiten verbringt, für die man gar nicht ausgebildet wurde: Management, Buchhaltung, Reiseplanung, PR- und Lobby-Arbeit etc. und sich dabei mehr schlecht als recht durchwurstelt.

6. Wie erklärt man in drei Sätzen, weshalb Wissenschaft dennoch faszinierend ist?

Die Wissenschaft ermöglicht unserem Geist den Zugang zu neuen Welten, die man sich bis dahin noch nicht einmal vorstellen konnte. Man nehme nur die Quantenmechanik.
Im Allerkleinsten tut sich eine ganz neue Welt mit sehr seltsamen Regeln auf und ganz nebenbei wurden mit diesen Erkenntnissen so nützliche Dinge wie Laser und Computer entwickelt.

7. Die beste Antwort auf die Frage, was man unter „Web 2.0“ und/oder der „Blogosphäre“ versteht?

Wahrscheinlich ist das mit dem „globalen Dorf“ inzwischen ein abgedroschener Begriff, aber er trifft immer noch zu.
Web 2.0 und die Blogosphäre haben mehr Dynamik, eine stärkere Vernetzung und vor allem mehr Individualität und Menschlichkeit in dieses Dorf gebracht. Einige Leute öffen sogar ihre Türen und laden wildfremde Leute zu sich ein. Das ist dann die Blogosphäre.

Ich hab z.B. in meinen Feeds-Reader den Blog eines afrikanischen Jungen, der sich seine eigene Windmühle
gebaut hat und über seinen Alltag schreibt, den Blog einer norddeutschen Buchhändlerin und natürlich jede Menge Blogs von Naturwissenschaftlern.

Ich gewinne über die Blogosphäre Einblicke in ganz fremde Lebens- und Gedankenwelten und natürlich Kontakt zu Leuten, die ich auf „normalem“ Wege so nie kennengelernt hätte.

Ich gewinne über die Blogosphäre Einblicke in ganz fremde Lebens- und Gedankenwelten und natürlich Kontakt zu Leuten, die ich auf „normalem“ Wege so nie kennengelernt hätte. Es steht nun jedem frei, selbst die Welt zu sich ins Wohn-/Arbeitszimmer einzuladen oder selber als mehr oder weniger stiller Besucher durch diese Welten zu streifen.

8. Auf welche Weise bist Du zum bloggen „verführt“ worden?

Ich bin über so genannte Jobblogs überhaupt erst auf das Thema Blog aufmerksam geworden. Dann habe ich irgendwann gemerkt, dass man damit wunderbar aufklären kann und dass gerade die Naturwissenschaften davon eigentlich nur profitieren können.

9. Mehr als Kopfschütteln geerntet, als Du Kollegen von Deinem Blog erzählt hast?

Nein, aber viele wussten mit dem Begriff Blog überhaupt nichts anzufangen.

10. Ein unschlagbares Argument für einen wissenschaftlichen Blog?

Gibt es ein besseres Mittel gegen das „Elfenbeinturm“-Syndrom?

11. Und das beste Argument dagegen?

Es ist sehr zeitaufwendig und eigentlich sollte ich lieber ein paar Seiten mehr für meine Doktorarbeit schreiben ;-)

12. Interessanteste Begebenheit im Zusammenhang mit der Bloggerei?

Vor ein paar Wochen rief mich ein interessierter und sehr verunsicherter Herr aus Dresden an, der über meinen Artikel zu den völlig an den Haaren herbeigezogenen angeblichen Gefahren am CERN gestoßen war. Zunächst dachte ich: „Oh Gott, jetzt werde ich von den Weltuntergangsfanatikern sogar auf meiner Arbeit verfolgt.“

Aber es entspann sich dann doch ein sehr nettes und durchaus konstruktives Gespräch. Ich hoffe allerdings sehr, dass das nicht zur Regel wird. Ich muss schließlich auch noch arbeiten ;-)

13. Sind Kommentatoren in Blogs nicht eigentlich störend?

Ganz im Gegenteil. Ohne Kommentatoren wäre das Ganze ziemlich sinnlos. Es geht schließlich darum, sich der Öffentkichkeit zu stellen.

Es geht darum, sich der Öffentlichkeit zu stellen.

Einige Kommentatoren können sich aber wirklich als störend erweisen. Aber so wie jemand des Hörsaals verwiesen werden kann, wenn er andere zu sehr stört, so kann ich auch Kommentarautoren sperren. Ich musste bisher zum Glück nur ein einziges Mal zu diesem Mittel greifen.

14. Bei welcher Gelegenheit, an welchem Ort fallen einem die besten (Blog-)Geschichten ein?

Da gibt es keinen besonderen Ort. Ich bin da sehr spontan.

15. Haben Blogs Suchtpotential und wenn ja, was kann man dagegen tun?

Klar haben Blogs Suchtpotenzial. Deswegen muss man auch mal Tage ohne Internet einschieben. Ich bleibe am Wochenende meist bewusst offline.

16. Für welche nichtwissenschaftliche Thematik wärst Du als Bloggerin prädestiniert?

Film und Fernsehen. Ich geb zu, ich bin ein kleiner Fernsehjunkie.

17. Und worüber werden wir niemals in Deinem Blog lesen?

Fußball. Das ist einfach nicht meine Welt. Auch nicht zur EM.

Vielen Dank für Deine Antworten.

Zum Blog von Ludmila geht es hier lang:
Hinterm Mond gleich links [Scienceblogs]

Zur Profilseite des gesamten Scienceblog-Portals im Wissenschafts-Café (mit Bewertungsmöglichkeit).

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